Liebe Leser,
im Folgenden werde ich euch alle Eindrücke und Erfahrungen, die ich bis jetzt in der Dominikanischen Republik sammeln durfte darstellen. Anfangen werde ich dabei natürlich ganz vorne und euch kurz meine Motivation für dieses Freiwillige soziale Jahr erklären. Ich werde euch außerdem von meiner dominikanischen Gastfamilie, der Arbeit in meiner Partnerorganisation und den vielen weiteren interessanten Dingen, die dieses Land zu bieten hat berichten. Dieser Bericht dient für mich als eine Möglichkeit, die letzten Monate zu reflektieren, Familie und Freunden ein kleines Update zu geben und meiner Entsendeorganisation Ecoselva ein Feedback zu geben. Dieses Feedback kann auch als Orientierung für eventuelle zukünftige Freiwillige genutzt werden. Dabei sollte man aber immer bedenken, dass die Erfahrungen, die man selber im Ausland macht, sich meistens von den Erfahrungen von Vorfreiwilligen unterscheiden. Aber sich bei der Projektauswahl an gewissen Eckpunkten, wie beispielhaften Arbeitsaufträgen zu orientieren kann helfen sich für ein Projekt zu entscheiden.
Oft wird man gefragt, warum man sich dazu entschieden hat ein freiwilliges soziales Jahr zu machen und nicht, wie die meisten anderen nach dem Abitur direkt zu studieren. Dadurch, dass wir das Glück haben in Deutschland geboren zu sein und die Möglichkeit haben diese einzigartigen Erfahrungen im Ausland zu sammeln finde ich sollte man diese Chance definitiv nutzen. Denn nicht viele Menschen auf der Welt erhalten diese Chance, ein neues Land, eine neue Kultur, eine neue Sprache und viele viele neue Menschen kennenzulernen. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich diese Chance ergriffen habe und nun seit etwa vier Monaten in der <<República Dominicana>> lebe. ( in <> markierte Wörter sind spanische Wörter und werden im Folgenden immer in Klammern erläutert)
Nun will ich aber nicht weiter rumschnacken und anfangen von meiner Reise in die Dominikanische Republik zu erzählen.
Am 14.08.2022 war es also für uns 24 Freiwillige von Ecoselva soweit alles hinter uns zu lassen und so stiegen wir voller Erwartungen und Ungewissheit in die Maschine Richtung Puerto Plata. Was jedoch gewiss war, ist, dass wir alle sehr viel in unserer Zeit hier lernen würden und an jeder Herausforderung ein kleines Stück wachsen würden.
Nach einem langen Flug von Frankfurt nach Puerto Plata folgte noch ein kurzer Inlandsflug nach Santo Domingo. Als wir in der Dominikanischen Hauptstadt Santo Domingo ankamen und sie einmal ganz durchquerten wurde mir direkt die Größe der drei-Millionenstadt Santo Domingo klar. Auffällig war auch der chaotische Verkehr, da sich nur wenig Leute an irgendwelche Regeln halten. Unser Zielort war die etwas außerhalb gelegene Unterkunft Villa Matata, in welcher wir uns die nächsten fünf Tage akklimatisieren konnten und noch die letzten Tips und Hinweise zu unserem FSJ bekommen haben. Hier trafen wir auch das erste mal unsere Mentorin und Ansprechpartnerin Nikaulis. Teil dieses fünftägigen Seminars war ebenfalls ein Tagestrip in die historische Zona Colonial von Santo Domingo und ein Treffen mit der Deutsch-Dominikanischen Botschafterin in der Deutschen Botschaft.
Am letzten Tag des Seminars wurden wir dann von unseren Tutoren und Tutorinnen abgeholt und in die Einsatzorte gefahren. In meinem Fall ging es zusammen mit Eva, meiner Mitfreiwilligen nach San Juan de la Maguana. Hier leben wir nun beide seit etwa vier Monaten in dominikanischen Gastfamilien und arbeiten in verschiedenen Projekten in unserer Partnerorganisation FUNDASEP. Diese Abkürzung steht für <Fundación de Desarrollo Azua, San Juan, Elias Piña inc >. Die Organisation FUNDASEP ist Teil der katholisch geprägten Diócesis de San Juan de la Maguana, dem Bistum von Sam Juan.
Der Christentum und der Glaube an Gott sind in dem ganzen Land wiederzufinden und so auch in meiner Arbeitsstelle. Zum Beispiel beginnt eine jede Woche mit einer Messe in einer kleinen Kapelle. Hierbei wird in Gebeten und Liedern oft die Dankbarkeit gegenüber Gott ausgedrückt.
Meine Arbeit bei FUNDASEP lässt sich in mehrere Teilbereiche/ Projekte aufteilen.
PROTECHO – Bei diesem Projekt geht es um den Bau von Kirchen, Schuleinrichtungen und Wohnhäusern im ländlichen Raum (im Folgenden als Campo bezeichnet) der Provinzen San Juan, Elias Piña und Azua. Teilweise werden aber auch Projekte über diese Provinzgrenzen hinaus realisiert. Die Arbeiten für mich als Freiwilliger bestehen in diesem Projekt jedoch nicht unbedingt darin Häuser zu bauen, da dies für einen unerfahren Außenstehenden nicht machbar ist, sondern eher in Organisatorischen Arbeiten. Diese Arbeiten müssen dann oft in der <<Fábrica de Protecho>> ( dem Ort, wo alle Materialien für Protecho gelagert und die Betonplatten, aus welchen die Häuser gebaut werden hergestellt werden)
Hier habe ich auch ab und zu beim produzieren der <<plaquetas>> (Betonplatten) mitgeholfen. Neben den plaquetas werden für den Häuserbau bei Protecho auch Metallprofile verwendet, in welche die verschieden großen Betonplatten dann „reingesteckt“ werden. Diese Metallprofile <<perfiles>> haben verschiedene Längen und Formen und werden alle im Lager der Fábrica gelagert. Teil meiner Aufgaben war es auch in diesem Lager für Ordnung zu sorgen und mithilfe anderer Mitarbeiter Inventur durchzuführen.
Desarrollo comunitario – Das zweite Projekt in dem ich mithelfe beschäftigt sich hauptsächlich mit der Ressource Wasser. Auf verschiedenen Campos werden dann meistens zu erst die Naturräumlichen Gegebenheiten mit ihren Möglichkeiten eingeschätzt und anschließend werden die Planungen eingeleitet. Planungen, wo man das Wasser herbeiziehen kann, wie man es zu den Menschen bringen kann und wie man es lagern kann. Dafür werden Wasserrohre und – Schläuche verlegt und Wassertanks gebaut. Nach der Fertigstellung eines Aquädukts kann es jedoch immer wieder vorkommen, dass es Leck in dem Schlauch gibt, welches dann behoben werden muss. Dafür wird der betroffene Teil des Schlauches abgetrennt und mit zwei Verbindungsstücken ein neues Stück Schlauch eingebaut.
Recursos naturales – Dieses Projekt unterstützt die Bevölkerung auf dem Land / in den Bergen sich gesünder und ausgewogener zu ernähren. Der erste Schritt war es meistens die Setzlinge und Pflanzen, welche später an die Menschen verteilt wurden zu besorgen. Hierfür sind wir z.B. in die sehr abgelegene, aber sehr schöne Stadt Constaza gefahren um Gemüsesetzlinge zu kaufen. Mit einem Breiten Spektrum an Gemüsesorten sind wir dann wieder in die, vom Projekt unterstützten Kommunen gefahren und haben am folgenden Tag mehrere Tausend Setzlinge an die Menschen verteilt oder direkt in ihre Gemüsegärten gepflanzt. Es wurde Salat, Brokkoli, Spinat, Kohl, Aubergine, Gurke, Tomate gepflanzt. Diese Arbeit in den Bergen hat mir immer sehr viel Freude bereitet, da man den Manschen eine bessere Ernährung ermöglicht und gleichzeitig die wundervolle Natur dieses Land besser kennenlernt.
Meine Arbeiten in diesen drei Projekten würde ich in etwa auf 50 Prozent desarrollo comunitario, 30 Prozent Protecho und 20 Prozent recursos naturales schätzen.
Man ist jedoch nicht jeden Tag auf dem Campo oder in den Bergen unterwegs sondern verbringt auch einige Stunden in dem Büro. Jeden Montag zum Beispiel werden die Planungen für die Woche gemacht und so gut wie alle Mitarbeiter sind im Büro. Diese Zeit kann man, wenn man nicht gerade irgendjemandem behilflich sein kann, zum Verbessern seines Spanisch oder für andere Dinge nutzen.
Alles in allem ist meine Arbeit aufgrund des Zusammenspiels der verschiedenen Projekte also sehr vielseitig und man sieht viel von dem Land und den Leuten. Gleichzeitig kann man auf dem Campo auch viel interessantes dazulernen.
Nun zu meiner Gastfamilie, welche sich seit Tag eins gut um mich kümmert und mit der ich sehr zufrieden bin. Neben meinem Gastvater Renzo und meiner Gastmutter Ondina habe ich außerdem eine kleine Gastschwester Namens Amaja. Amaja ist seit kurzem drei Jahre alt und wie es in dem Alter bei vielen üblich ist nörgelt und schreit sie auch ab und zu mal durchs Haus. Damit muss man sich einfach abfinden und manchmal ich bin froh, dass ich so gute Kopfhörer habe. Wenn ich mittags von der Arbeit nach Hause komme wird immer lecker gekocht und in dem meisten Fällen esse ich dann mit Renzo und Ondina zusammen zu Mittag. Abends bekomme ich auch meist etwas leckeres von Ondina gekocht. Man merkt auf jeden Fall, dass der Familie mein Wohlbefinden wichtig ist und dass sie sich auch für mich interessieren.
Das Haus in dem wir wohnen würde ich in etwa als Dominikanischen Durchschnitt bezeichnen und an die etwas anderen Lebensumstände habe ich mich auch recht schnell gewöhnt. Diese Änderungen im Vergleich zum Deutschen leben betreffen zum Beispiel die Strom und die Wasserversorgung, da es hier nicht nur kein warmes Wasser, sondern gelegentlich auch mal gar kein Leitungswasser gibt. Für diese Situation ist natürlich mit einer vollen Wassertonne vorgesorgt. Auch das Waschen läuft hier ein bisschen anders als man es auf Deutschland kennt. Aber an all diese Dinge gewöhnt man sich recht schnell. Im großen und ganzen bin ich mit meiner Gastfamilie sehr zufrieden, freue mich aber auch sehr meine Familie bald wiederzusehen.
An den Wochenenden unternehme ich gerne ein paar Ausflüge mit anderen Freiwilligen, denn die Dominikanische Republik bietet eine sehr vielseitige Landschaft mit einzigartigen Stränden, aber auch sehr schönen Gebirgszügen.
Je nachdem wo man sich gerade befindet und mit wem man spricht, versteht man mal mehr und mal weniger von dem dominikanischen Spanisch. Das einzige, was mir geholfen hat meine dominikanischen Spanisch-Skills zu verbessern, ist viel spanisch zu sprechen. Doch ab und zu ist es mir immer noch ein Rätsel wie man so ein undeutliches Spanisch reden kann, wie manch ein Dominikaner es tut.
So… das soll’s auch für den ersten Zwischenbericht erstmal gewesen sein. Jetzt habe ich noch ein paar schöne Fotos zu verschiedenen, in dem Bericht angesprochen Themen hinzugefügt. Ich hoffe, ich habe euch mit diesem Bericht nicht zu sehr gelangweilt und ihr freut euch schon alle auf den nächsten Bericht, dem es Ende April gibt.
In dem Sinne, Haltet die Ohren steif… adiós y hasta la próxima
Mehr Infos zur Einsatzstelle findest du hier
Erster Zwischenbericht zum Entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in der Dominikanischen Republik – Verfasst von Christopher Woelm